Brachthausen

Geschichte

Brachthausen im Jahre 1895

Betrachtet man den Urpsrung der Ortsnamen der Gemeinde Kirchhundem, kann man von einer Erstbesieldung der Region zwischen 850 und 1050 ausgehen. Erste urkundlichen Erwähnung findet der Name Brachthausen jedoch erst in einem Dokument vom 07. Juni 1395. Zu dieser Zeit besteht der Ort aus den Höfen Schoppe und Schultemann.
Heute liegt Brachthausen an der Grenze des Sauerlands zum Siegerland und auch vor über 500 Jahren verlief hier bereits eine Grenze. Damals gehörte der Ort zum Herzogtum Westfalen, welches südlich von Brachthausen an die Grafschaft Nassau-Siegen grenzte.

Diese Grenze war jedoch bis 1688 nicht eindeutig bestimmt, weshalb es vor allem im 16. Jahrhundert immer wieder zu unrechtmäßigem Holzschlag, Korn- und Holzdiebstahl, Handgreiflichkeiten und sogar Geiselnahmen gab. Am 27. Juli 1560 gaben sich die Brachtser selber eine Dorfsatzung, die verschiedene Regelungen enthielt, um Allgemeingut konfliktfrei gemeinsam zu nutzen, die Natur zu schützen und Verstöße mit Strafen zu ahnden. Diese Satzung regelte zum Beispiel, dass sommertags 2 Flurschützen im Ort patroullieren und das Vieh bewachen und beschützen sollten, dass von der Allgemeinheit genutzte Flächen im Wald nicht eingezäunt werden durften, bestellte Felder nicht durchquert sondern nur angelegte Wege benutzt werden durften oder das Laub junger Bäume nicht gerupft und an die Tier verfüttert werden durfte.
In den darauffolgenden Jahrhunderten gibt es immer wieder Aufzeichnungen über Auswanderer sowie Kriegs- und Pestopfer aus dem Ort. Dazu gehören der 30-jährige Krieg (1618-1648), der Krieg gegen Napoleon (1813-1815) sowie die beiden Weltkriege. 1944 berichtet die Pfarrchronik von über 100 Kriegsflüchtlingen, die in Brachthausen aufgenommen und einquartiert wurden. Ferner berichten Protkolle von Ratssitzungen beispielsweise über das Festlegen von Abgabe für die Veranstaltung eines Jahr- und Viehmarktes in Brachthausen (1853) oder die Anschaffung einer Feuerspritze zur Brandbekämpfung (1867).
Im 20. Jahrhundert entstanden im Ort dann mehrere Vereine wie  der Schützenverein Kohlhagen (1904), der gemischte Chor Cäcilia Brachthausen (1921), die Katholische Frauengemeinschaft Kohlhagen (1930), der Musikzug der freiwilligen Feuerwehr Brachthausen (1933) oder der Sprotverein Brachthausen-Wirme (1957). Außerdem wird 1904 neben der St. Nikolaus Kapelle eine Schule eröffnet, wo bis zum Umzug in den Neubau im Jahre 1963 die Kinder aus Brachthausen unterrichtet wurden. Im neuen Gebäude der Grundschule Brachthausen wurde der Unterricht in 4 Klassen fortgeführt, zu denen 1967 auch die Kinder der umliegenden Orte stießen. Im Jahr 2011, nach 111 Jahren Schulwesen in Brachthausen, wurde die Grundschule aufgrund zu geringer Kinderzahl geschlossen.

Quelle: 500 Jahre Wallfahrtkirche Kohlhagen (1990)

Bräuche

In der Osterzeit

Lüttecke-Singen
Auf Altweiberfastnacht gehen die Brachtser Kinder verkleidet und geschminkt  im Ort von Haus zu Haus. Sie schellen an den Häusern und singen folgendes “Lütteke-Lied”:

“Lüttecke, Lüttecke, Fastenacht,
wir hab`n gehört, Ihr habt geschlacht,
Ihr habt so ne dicke Wurst gemacht,
gebt uns eine, gebt uns eine,
aber nicht so ne ganze Kleine.

Lass das Messer sinken, bis in den fetten Schinken,
lass uns nicht so lange stehen,
wir wollen noch ein Häuschen weiter gehen!”

Als Dankeschön erhalten sie dann Schnuck und Geld. Ursprünglich geht dieser Brauch, ähnlich wie viele Bräuche zur Karnevalszeit, darauf zurück, dass man den Winter austreiben will. Verkleidet wollte man früher den Frühling begrüßen.

Osterfeuer
Vor Ostern beginnt das traditionelle "Osterfeuerbauen". Hierbei sammelt die Jugend des Dorfes Äste, Holz und Weihnachtsbäume und schichtet alles zu einem Osterfeuer auf. Am Ostersonntag wird dann abends mit dem Licht der Osterkerze aus der Kirche das Osterfeuer entzündet. Mit den "Osterfeuern" wurde im germanischen brauchtum im Frühjahr die Sonne begrüßt und sie galten als Kult zur Sicherung der Fruchtbarkeit, der Ernte und des Wachstums. Weiterhin steht die Sonne als Sieger über den Winter und als Erwachen nach der kalten langen Zeit. Diese Bräuche wurden mit der Zeit in die christlichen feierlichkeiten zu und um Ostern vermischt. Heute steht das Feuer für den Sieg Jesu Christi über den Tod und die Auferstehung, derer in der Osternacht gedacht wird.

Knerstern
An Gründonnerstag verstummen traditionell die Kirchenglocken, wodurch morgens um sechs, mittags um zwölf und abends um sechs das "Engel-des-Herrn-Läuten" nicht erklingt. Zur Orientierung gehen die Kinder des Ortes durch die Straßen von Haus zu Haus und “knerstern” mit ihren Knerstern aus Holz oder Metall. Geknerstert wird an Karfreitag und Karsamstag, wobei karsamstags zusätzlich mittags an jedem Haus das Gebet "Der Engel des Herrn" gebetet wird.


Zu Weihnachten und zum Jahreswechsel

Stephanus- und Neujahrssingen
Am 2. Weihnachtstag gibt es das "Stephanussingen" und an Neujahr das "Neujahrssingen". Hierbei gehen die Junggesellen von einem Haus zum anderen und singen das Stephanuslied bzw. Neujahrslied (s.u.). Da es meistens sehr kalt ist, wärmt man sich an den sogenannten "Akeldruchten" mit dem ein oder anderen Schnaps auf und nimmt dankend Einladungen zur Einkehr in eine gute Stube an. Man ist meistens bis abends unterwegs und hat dabei jede Menge Spaß.

Weitere Aufzeichnungen zu den "Akeldrucht" und dem "Stephanusbrauchtum" finden sie in der Recherche von Heimatpfleger Bernhard Pauly (Stand: September 2008).

Stephanus-Lied:
"Ein Kindlein so lieb und wert, ist uns geboren heute.
Von einer Jungfrau säuberlich zum Trost uns armer Leute.
Wäre uns das Kindlein nicht geboren,
wir wären allzu mal verloren.
Das Heil ist für uns alle, das Heil das ist der Jesus Christ,
der nun ein Mensch geworden ist.
Behüt uns vor der Hölle.
Frohe Weihnachten!"

Neujahrs-Lied:
Ein neues Jahr, bringet uns große Freud.
Ein neues Lied, wollen wir singen euch.
Singet und klinget die Musik stimmt an.
Singet und klinget die Musik stimmt an.
Mit Stimm und Instrumentenschall.
In diesem neuen Jahr wünschen wir euch für wahr.
Es segne euch Gott der Herr.
Wohl Werts dem Herrn, wohl Werts der Frau,
wir wünschen reichen Himmelstau.
Viel Früchte Früchte auf das Feld,
ein Beutel voller Geld.
Das soll der Segen sein in diesem neuen Jahr.
Das 201xte Jahr.
Soviel Glück uns Segen sei vom Himmel da.
Wünschen wir euch, wünschen wir euch ein glückseliges neues Jahr
und ein glückseliges neues Jahr.
Prost Neujahr.


Sternsinger
Jedes Jahr zum Fest der Heiligen Drei Könige am 06. Januar gehen die Messdiener der Gemeinde als orientalische Könige verkleidet von Haus zu Haus und singen das plattdeutsche Sternsinger-Lied. Sie tragen Weihrauch und einen hölzernen Stern mit sich und schreiben als Zeichen des Segens die neue Jahreszahl an jede Haustür. Als Dank bekommen sie Süßigkeiten und/oder eine Spende, die dem deutschlandweiten katholischen Kindermissionswerks "Die Sternsinger" zu Gute kommt.


Weitere Bräuche

Der Maibaum
Am 30. April trifft sich die Dorfgemeinschaft auf dem Kapellenplatz, um den Maibaum aufzustellen. Über den Ursprung dieses Brauches ist man sich bis heute uneinig, höchstwahrscheinlich geht dieser auf eine Baum- und Waldverehrung in germanischer Zeit zurück, welcher zu jener Zeit als Sinnbild der Fruchtbarkeit und des Segens galt. Anders als vor allem in Oberbayern, wo der Baum weiß-blau gestrichen wird, wurde in Brachthausen ein aus Fichtentrieben oder Stroh gewickelter Kranz an einer Stange aufgestellt. Seit einigen Jahren ist der Baum jedoch aus "Metall", zeigt an der Spitze die Embleme der örtlichen Vereine und steht symbolisch für die Dorfgemeinschaft.

Schützenfest
Das Hochfest eines jeden Jahres ist das Schützenfest! Hier trifft sich das ganze Dorf, egal ob jung oder alt, an der Vogelstange und später in der Schützenhalle. Die offiziellen drei Tage Schützenfest sind den meisten Sauerländer Urgesteinen aber nicht genug. So ist es keine Seltenheit, dass das Fest um einige Tage erweitert wird. In Brachthausen geht es in der Regel donnerstags oder freitags mit dem Fahne hissen los, freitags findet die Bierprobe statt. Samstags geht es dann offiziell los mit dem Ständchen an der Bremschen Stiftung in Silberg. Anschließend geht es zum Vogelschießen an die Vogelstange am Sportplatz und danach mit den neuen Majestäten in die Schützenhalle. Sonntags folgt auf das Festhochamt auf dem Kohlhagen ein zünftiger Frühschoppen. Nach einer meist sehr kurzen Mittagspause findet der großer Festzug statt. Der Montag ist den Kindern gewindmet und in der Halle wird der Kinderkönig ausgeschossen. Wer danach noch nicht genug hat, kann den Abend beim König ausklingen lassen! Den anschließenden Dienstag und Mittwoch braucht man, um den verpassten Schlaf der letzten Tage nachzuholen!

Martinszug
Am 11. November findet in Brachthausen der Martinszug statt. Die Kinder ziehen begleitet von ihren Eltern und musikalisch unterstützt durch den Musikzug Brachthausen in Erinnerung an die Taten des heiligen St. Martin mit selbstgebastelten Laternen durch den Ort. Vor dem Laternenzug reitet St. Martin, der mit dem Vorführen des Martinsspiels an die Geschichte erinnert, in welcher er einem frierenden Bettler zu Trinken gibt und mit ihm seinen Mantel teilt.

Eierbacken
Einzigartig in Deutschland ist wohl das traditionelle "Eierbacken". Dies ist ein meist von jungen Erwachsener praktizierter Nachtvertreib. Hierbei geht man, mangels Klubs oder Discotheken, nach einer Party noch zu einem Freund, bei dem man dann die Küche belagert und die Eibestände aus Mutters Kühlschrank in die Pfanne haut. Da man bei dieser Aktion normalerweise nicht mehr ganz nüchtern ist, ist besonders das Ei-Aufschlagen und die Erfindung neuer Gewürzmischung eine sehr amüsanter Zeitvertreib. Erfahrene Haushalte können am nächsten Morgen anhand des Verschmutzungsgrades der Herdplatte auf die Dauer des nächtlichen Zeitrvertreibs und die Anzahl der anwesenden Teilzeit-Sterneköche schließen...